15.07.2022 Die Republik

Kulturgut: Erhalten für zukünftige Generationen

Die Republik Österreich verfügt über ein reiches kulturelles Erbe: Die verantwortliche Sektion V im Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) versteht sich als zentrale Koordinatorin mit viel Know-how und einem breit gefächerten Aufgabenbereich. Sektionschef Alexander Palma im Gespräch über die tägliche Arbeit mit Schätzen aus der Kulturgeschichte Österreichs.

Sie sind seit Oktober 2021 Leiter der Sektion V – Kulturelles Erbe. Die kulturhistorischen Schätze der Republik Österreich sind bekannt, über die Sektion findet man weniger Infos. Was ist der Grund?

Das hat keinen besonderen Grund. Wir geben die Strategie vor und wirken durch die Tätigkeiten unserer Dienststellen und unserer Gesellschaften. Als Wirtschaftsministerium sind wir Eigentümervertreter und Verwalter der Dienststellen Burghauptmannschaft Österreich und Bundesmobilienverwaltung sowie der Gesellschaften Schloss Schönbrunn und Tiergarten Schönbrunn. Die Bundesmobilienverwaltung hat mit 175.000 Objekten enorm viele Exponate und auch Werkstätten, wo diese restauriert werden. Die Objekte sind im Möbelmuseum in der Andreasgasse in Wien zu sehen, in der Silberkammer in der Hofburg und im Moment in einer Sonderausstellung in Schloss Hof in Niederösterreich. Die Bundesmobilienverwaltung ist auch dafür zuständig, den roten Teppich bei Staatsbesuchen auszulegen – und zwar wortwörtlich. Sie stellt das Mobiliar für Staatsempfänge und für österreichische Vertretungsbehörden im Ausland zur Verfügung und deckt die Tafel des Bundespräsidenten und seiner Gäste mit dem aktuellen Service der Republik. Das ist beeindruckend! Die Burghauptmannschaft betreut bautechnisch rund 100 Liegenschaften in ganz Österreich, darunter beispielsweise die Hofburg Wien, und ist derzeit auch mit viel Fachwissen daran beteiligt, dieses baukulturelle Erbe erlebbar zu gestalten. Ein weiteres wichtiges Aktionsfeld der Sektion ist die Wohnungsund Siedlungspolitik, die Rahmenbedingungen für die gemeinnützige Wohnbauwirtschaft schafft.

Bewahren für die Zukunft. Die historischen Möbel im Büro von Sektionschef Alexander Palma wurden erst kürzlich restauriert und können damit weiterhin genutzt werden. © Franziska Liehl

Was hat Sie an der Beamtenlaufbahn gereizt?

Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre ging ich in die Steuerberatung, wo ich über drei Jahre tätig war. Als ich mit der Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung begonnen habe, wurde ich auf eine Stellenausschreibung des Ministeriums aufmerksam, in der ein Experte für Bilanzanalyse und Eigentümervertretung gesucht wurde. Das hat für mich gepasst und ich habe mich beworben.
Der Dienst für die Allgemeinheit hat mich bewegt. Und die Gesellschaften haben mich gereizt. Ich habe meine Steuerberaterprüfung trotzdem noch fertig gemacht, denn es war mir wichtig, begonnene Dinge auch abzuschließen.

„Aufgrund der Altersstruktur im Bund werden sich in den nächsten Jahren viele Möglichkeiten im öffentlichen Dienst ergeben.“

Haben Sie Tipps für junge Menschen, die ebenfalls eine Karriere im öffentlichen Dienst anstreben?

Jetzt ist ein sehr guter Zeitpunkt dafür, denn aufgrund der Altersstruktur im Bund werden sich in den nächsten Jahren viele Möglichkeiten ergeben. Mir hat besonders fundiertes Fachwissen geholfen, das ich mir angeeignet hatte und in meinen Job einbringen konnte. Als ich im Bundesdienst anfing, habe ich mich fachlich, wirtschaftlich und in Bilanzanalyse sehr gut ausgekannt. Aber die Strukturen, die Organisation und die Regelungen im Bund waren mir neu. Man muss offen sein, auch für das stetige Lernen. Was man sicher noch braucht, sind Kreativität sowie Geduld und Ausdauer, denn manche Projekte sind aufgrund der Gegebenheiten nicht so schnell durchführbar.

Welche Studienrichtungen sind für eine Karriere im Bundesdienst empfehlenswert?

Wir in der Sektion haben ein breites Spektrum an Ausbildungen. Zu unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zählen Juristinnen und Juristen, Volkswirtinnen und Volkswirte sowie Betriebswirtinnen und Betriebswirte. Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker sowie Technikerinnen und Techniker sind für den Baubereich zuständig.

Verwalten und erhalten. Die Pflege des kulturhistorischen Erbes der Republik gehört zu den Aufgaben der Sektion V. Das Ministerium ist außerdem Eigentümervertreterin des beliebten Tiergartens Schönbrunn. © Franziska Liehl

Sie waren schon früher in Leitungspositionen tätig. Welche Erfahrungen konnten Sie in Ihre jetzige Funktion einbringen?

Ich habe die klassische Beamtenlaufbahn absolviert. 2005 habe ich im Wirtschaftsministerium als Referent in der Abteilung Gesellschaften und Sonderfinanzierungen angefangen. Nachdem der damalige Abteilungsleiter 2014 in Pension gegangen ist, bin ich nachgefolgt. 2018 wurde ich Stellvertreter der damaligen Sektionschefin Elisabeth Udolf-Strobl, nachdem es durch die Umbildung der Bundesregierung Veränderungen in der Sektion gab. Aufgrund der Breite meiner Erfahrungen war ich damals schon mit den vielfältigen Aufgaben der Sektion vertraut. Die Stellvertretung hat mir dann noch mehr Einblick in die anderen Bereiche der Sektion gegeben.
Als Frau Sektionschefin Udolf-Strobl 2019 Bundesministerin in der Expertenregierung geworden ist, habe ich sie sieben Monate lang vertreten. Diese Zeit war spannend, mit viel Lernen verbunden – und quasi eine Vorbereitung: Nachdem sie im Jahr darauf in Pension gegangen ist, war es der logische Schritt, dass ich mich als Sektionschef bewerbe.

„Mir liegt am Herzen, diese Gebäude und Kostbarkeiten für zukünftige Generationen zu erhalten und zu sichern.“

In Ihrer täglichen Arbeit haben Sie mit wahren Schätzen zu tun. Was fasziniert Sie an diesem Bereich?

Wir sind für die Erhaltung und Pflege von Immobilien und Mobilien zuständig. Wenn man bedenkt, dass die ältesten Teile der Hofburg auf das 13. Jahrhundert zurückgehen, und wenn man bedenkt, wer dort alles schon gelebt, gewohnt und gearbeitet hat, durch welche Räumlichkeiten man schreitet, ist das schon sehr beeindruckend. Einerseits ist unsere Aufgabe die Erhaltung, die Räumlichkeiten müssen aber auch genutzt werden, und sie werden intensiv als Büros, Mietwohnungen, Geschäftslokale und natürlich auch für museale Zwecke gebraucht. Man muss bei diesen Schätzen ein gewisses Maß finden, also erhaltend sanieren und den Denkmalschutz berücksichtigen, aber auch eine zeitgemäße und adäquate Nutzung ermöglichen. Mir liegt am Herzen, diese Gebäude und Kostbarkeiten für zukünftige Generationen zu erhalten und zu sichern. Wir bewahren Geschichte und machen sie gleichzeitig fit für die Zukunft!

Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in Ihrer Sektion tätig? Und haben Sie schon alle kennenlernen können – Stichwort Pandemie und Homeoffice?

Wir haben in der Sektion etwas über 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und da ich aus der Sektion komme, kenne ich natürlich alle sehr gut. Die Burghauptmannschaft Österreich hat ungefähr 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Bundesmobilienverwaltung etwa 45. Da kenne ich viele, aber leider noch nicht alle. Aufgrund der Covid-19-Pandemie hat sich vieles verändert. Die Arbeitsweise ging viel mehr Richtung online und digital. Ich habe es mir trotzdem zur Aufgabe gemacht, regelmäßig mit den Dienststellen Kontakt zu haben. Ich besuchte vor einigen Wochen die Abteilungen der Burghauptmannschaft in Innsbruck und hatte dort Besprechungen. Im Möbelmuseum hatte ich im vergangenen Jahr eine Ausstellung zu eröffnen, wie auch vor kurzem in Schloss Hof. Also, es funktioniert! Online sieht man sich wahrscheinlich im Moment öfter als physisch, aber ich hoffe, dass der persönliche Kontakt wieder zurückkommen wird.

Staatsbesuche. Das Personal der Silberkammer ist sind auch für das Decken der Tafel bei Staatsempfängen verantwortlich. © Bundesimmobilienverwaltung, Silberkammer Hofburg Wien/Tina King

Was hat sich beim Remote-Arbeiten bewährt, was wollen Sie beibehalten?

Online und physisch sind eine gute Mischung, genauso wie in meinem Büro ein Teil modern, ein anderer Teil historisch ist. In der zukünftigen Kommunikation wird sicher einiges online bleiben. Man muss darauf achten, wo es sinnvoll ist.

Burghauptmannschaft Österreich, Schloss Schönbrunn, Tiergarten Schönbrunn und Bundesmobilienverwaltung fallen in den Aufgabenbereich Ihrer Sektion, hier treffen sich die Bereiche Historie und Tourismus, der besonders während der Covid-19-Pandemie gelitten hat. Gibt es Pläne, das kulturelle Erbe im Besitz der Republik Österreich stärker touristisch zu nutzen?

Bis 2020 war die touristische Nutzung schon sehr hoch. Schloss Schönbrunn hatte 4,3 Millionen Besucherinnen und Besucher im Jahr 2019. Das Hofburg-Areal besuchten 20 Millionen Menschen pro Jahr, davon eine Million das Sisi-Museum inklusive Kaiserappartements und Silberkammer, und die Hofburg in Innsbruck zählte 142.000 Besucherinnen und Besucher. In der Hofburg Innsbruck wurde 2019 die neue Dauerausstellung „Maximilian I.“ eingerichtet, die mit einem modernen multimedialen Vermittlungskonzept den zeitgemäßen Anforderungen an einen modernen Ausstellungsbetrieb entspricht. Bei den Tageskarten für den Tiergarten Schönbrunn lag der Anteil der Touristinnen und Touristen bei circa 40 Prozent. Wir hoffen, dass wir nach Covid bald wieder auf dieses sehr hohe Niveau kommen können. Und bei unseren anderen Gebäuden ist die touristische Nutzung dahingehend gegeben, dass sich darin oftmals international renommierte Kunst- und Kulturinstitutionen befinden und unsere historischen Objekte das Stadtbild prägen. Jede Touristin, jeder Tourist, die oder der nach Wien kommt, erfreut sich an den historischen Gebäuden. Und wir trachten danach, dass sie auf Hochglanz gehalten werden.

Expertise und Ausdauer. Für den Beginn einer Karriere im öffentlichen Dienst sei jetzt ein guter Zeitpunkt, sagt Alexander Palma. Neben Fachwissen und der Bereitschaft zu lernen brauche es auch Kreativität und Geduld. © Franziska Liehl

Im Jahr 2003 sorgte der Diebstahl der Saliera aus dem Kunsthistorischen Museum Wien für mehr Aufmerksamkeit für historische Schätze in den Museen. Wie sind die Exponate gesichert und versichert?

Grundsätzlich hat dieser Vorfall zu wesentlichen Verbesserungen beim Thema Sicherheit geführt. Primär sind die Museen, die unsere Nutzer sind, für die Sicherheit ihrer Exponate zuständig. Dennoch legen wir besonderen Wert auf größtmögliche Sicherheit auf unseren Liegenschaften und sichern etwa Baustelleneinrichtungen nach modernen Standards und in enger Abstimmung mit den betreffenden Institutionen. Die Schloss Schönbrunn Gesellschaft sichert – wie alle anderen Museen – ihre Exponate sehr gut.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung in einer Sektion, die sich mit historischen Schätzen beschäftigt?

Der Bund ist generell auf einem sehr hohen Digitalisierungsniveau. Auch bei uns passiert viel online – nicht nur durch Covid bedingt. In der internen Kommunikation gibt es den elektronischen Akt (ELAK), den wir beim Bund für den Workflow verwenden. Und es gibt digitale Liegenschaftsdatenbanken sowie Raumpläne unserer Gebäude. Ebenso ist die digitale Erfassung unserer Mobilien bereits weit gediehen. Die Schloss Schönbrunn Gesellschaft und die Burghauptmannschaft Österreich haben Apps für das Areal des Schlosses Schönbrunn beziehungsweise jenes der Hofburg Wien entwickelt. Darüber hinaus lassen wir die Gipsfigurensammlung der Burghauptmannschaft Österreich digital erfassen, um sie so besser zu dokumentieren und öffentlich nutzbar zu machen. Es geht einerseits um das Arbeiten mit Digitalisierung und andererseits um digitales Repräsentieren von Objekten, Gegenständen oder Räumlichkeiten. Da wird schon sehr viel getan, und es wird immer weitergemacht.

3 Fragen, 3 Antworten

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Die „Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson“ – mit meiner 4-jährigen Tochter.

Stichwort Tiergarten Schönbrunn: Haben Sie dort ein Lieblingstier?
Elefanten und Erdmännchen sind meine beiden Lieblingstiere. Auch wenn ich vor zwei Wochen an einem Wochenende im Tiergarten war, bin ich im Moment öfter beruflich als privat dort. Das bietet einen komplett anderen Blickwinkel auf den Tiergarten.

Gibt es ein Erfolgsrezept, um in der öffentlichen Verwaltung zu reüssieren?
Ausgehend vom detaillierten Fachwissen gilt es, sein Wissen auch stetig zu erweitern und sich für verschiedene Themen und Bereiche zu interessieren und
auch Neuem gegenüber aufgeschlossen zu sein. Das würde ich als Erfolgsrezept bezeichnen.

Außergewöhnlich

Für die Gesellschaften Tiergarten Schönbrunn und Schloss Schönbrunn übt das BMDW die Eigentümervertretung aus – auch um dem besonderen Stellenwert des Areals als Teil des UNESCO-Weltkulturerbes Rechnung zu tragen.

www.unesco.at/kultur/welterbe